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Ein Studiobesuch mit den Jungen Meistern einem Zusammenschluss junger Leute in Berlin die regelmäßig Ausstellungen, Sammlungen und Ateliers anschauen, ist Anlass für ein kurzes Künstlerportrait Michael Sailstorfer – Bildhauer, Installations- und Objektkünstler .

Ein wenig zurückhaltend, fast schon schüchtern wirkt er im ersten Moment. Man kann sich kaum vorstellen, dass einem gerade der Gewinner des Vattenfall contemporary 2012 gegenübersteht. Der Preis wird jährlich an einen Künstler verliehen, der in Berlin lebt und arbeitet und beinhaltet eine Einzelausstellung in der Berlinischen Galerie.

In dieser lies er unter anderem durch Motoren in Kreisbewegung versetzte Bäume installieren, welche so in einen neuen Kontext gesetzt eine Art abstraktes Ballett aufführten. Mit der Zeit kam das Absterben und Abwerfen des Laubes hinzu, wodurch das Werk einer vergänglichen Veränderung unterworfen war.

Natur und Bäume

Die Natur und vor allem Bäume kommen häufig vor in seinen Installationen, was sicherlich auch dem Aufwachsen auf dem bayerischen Land geschuldet ist.

Noch als Student schuf er die Arbeit „Waldputz“. In der er ein Stück Wald mit den Abmessungen von 250 x 480 x 480 cm sorgfältig bis auf den Waldboden und das Moos an den Stämmen gesäubert hat. Die Arbeit wirkt vor allem durch die Komponente des „Wegnehmens“ anstelle des üblichen „Hinzufügens“.

Die anfängliche Zurückhaltung Sailstorfers ist während er über seine aktuellen und vergangenen Projekte redet, nun einer überbordenden Freude für die einzelnen Projekte gewichen. Als sehr aktuelle Arbeit sind da zum Beispiel die Masken, welche zunächst wie kolorierte Pappe wirken, jedoch aus einer Pappvorlage gefertigt nun aus Metall dort hängen und so eine trügerische Leichtigkeit vorspielen.

Gegensätze

Das verstärkte Arbeiten mit Gegensätzen ist vermutlich die größte Konstanz in seinen Arbeiten. Durch die er es schafft den Skulpturbegriff über die eigentliche Grenze hinaus auszudehnen.

So auch im Boros Bunker, wo ein alter Betonmischer zu sehen ist. Diesen hat er zu einer Popcornmaschine umgebaut. Nach ihrer Installation hat diese begonnen, den Raum langsam aber stetig begonnen mit Popcorn zu füllen. Eine Skulptur die nicht nur physisch, sondern durch den Geruch auch darüber hinaus dem Raum entwachsen ist.

Ebenfalls dort befindet sich das Werk „Zeit ist keine Autobahn“. Das einen rotierenden Autoreifen darstellt, der sich an der Ausstellungswand abreibt. Zur Geruchskomponente kann hier ein ironischer Kommentar zur Dauerhaftigkeit von Kunst in Museen gesehen werden.

Die Art und Weise wie Sailstorfer von all diesen Projekten erzählt, hat etwas überaus Freundliches und Ehrliches. Man fühlt sich wirklich willkommen in seinen vier Wänden. Und man darf sicherlich gespannt sein, wie er das Transformationspotential aus Materie und Umgebung als nächstes unter Beweis stellt.

Künstlerportrait Michael Sailstorfer

© NOSHE: Michael Sailstorfer, Zeit ist keine Autobahn, Sammlung Boros, Frankfurt 2008