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Chiharu Shiota mit “Lost Words” in der Nikolaikirche

Fäden spannen sich durch das gesamte Kirchenschiff zu einem undurchdringlichen Dickicht. Die Wirkung des normalerweise lichtdurchfluteten und weitläufigen Raumes  ist vollkommen verändert. Dafür waren 15 Helferinnen und Helfer lediglich zwei Wochen damit beschäftigt die neue Ausstellung der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota in der Nikolaikirche aufzubauen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Installation zum Reformationsjubiläum

Die Ausstellung ist der Abschluss des DEKALOG-Projektes von der Guardini-Stiftung e.V. und der Stiftung St. Matthäus anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Die Zehn Gebote (Dekalog) sind als zentrales Anliegen der Reformation dementsprechend auch Thema der Fadeninstallation. Auch wenn die Nikolaikirche heute Teil des Berliner Stadtmuseums ist, war sie ein wichtiger Ort für die Reformationsgeschichte.
Die Installation trägt den Namen „Lost Words“. Deshalb sind die zehn Gebote und ausgewählte Bibelzitate hier fotokopiert auf über einhundert Sprachen in die Fäden eingewebt. Diese hell erleuchteten Seiten, wirken wie Lichtpunkte innerhalb der dunklen Fäden. Leichte Bewegungen durch Luft im großen Raum lassen das Netzwerk lebendig erscheinen. Dadurch werden Assoziationen von geworfenen Flugblättern, Sprachgewirr aber auch Kommunikation wach.
Außerdem gibt es eine bewusste Anspielung auf die mündliche Überlieferung des Christentums in Japan. Dieses war dort seit dem frühen 17. Jahrhundert fast 300 Jahre verboten und konnte nur im Gespräch weitergegeben werden.

Venedig Biennale & Blain Southern

Die japanische Künstlerin vertrat auf der Biennale di Venezia 2015 den Japanischen Pavillon. Überdies erregte sie in Berlin vor allem mit ihrer Ausstellung in der Blain Southern Gallery im Herbst 2016 Aufmerksamkeit. Darüber hinaus lebt sie allerdings schon länger in der Hauptstadt. Seit  einem Studium zwischen 1999 und 2003 an der Universität der Künste und mittlerweile auch mit einem Atelier im Prenzlauer Berg. Unter anderem lernte sie bei der für ihre Performance Kunst bekannten Marina Abramovic. Das merkt man vor allem früheren Arbeiten an, in denen sie sich auch schon einmal selbst mit einspinnen ließ.

750km Bindfaden in der Nikolaikirche

Die Fäden in der Nikolaikirche mussten hohen Brandschutzanforderungen genügen und wurden so speziell getränkt. Davon ziehen sich 750km durch das Kirchenschiff. Jedoch wurden keine Nägel oder Befestigungen dafür benutzt, sondern lediglich Stahlseile, die sich um die Säulen oberhalb des Kirchenschiffs ziehen. Dabei müssen die ersten Skizzen der Installation nicht unbedingt dem finalen Ergebnis entsprechen. Demzufolge ist die Arbeit anzupassen und zu verändern ein wesentlicher Teil des künstlerischen Schaffensprozesses. Dieser kann wirklich als sehr gelungen gelten und ist eine tolle Bereicherung für das Herbstsprogramm des Stadtmuseums.

Die Installation wird noch bis zum 19.11.17 zu sehen sein.
Begleitet wird sie von zahlreichen Programmpunkten, die man auf dem Flyer findet.
Am 03. Und 17. November übernehme ich um 16Uhr die öffentliche Führung in der Nikolaikirche.
Des Weiteren begleite ich einen öffentlichen Workshop für Kinder  vom 27.-29.10. zwischen 14 und 18Uhr.

Wer mehr über den Einfluss von Künstlern und Kunst wissen will, ist bei meiner Tour “Kunst & Kultur als Motor der Stadt” richtig.

Museum Nikolaikirche
Nikolaikirchplatz
10178 Berlin

Öffnungszeiten
Täglich 10-18Uhr

Eintritt: 6€ ermäßigt 4€ bis 18Jahre Eintritt frei.

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